An die Tendenz:
Würde man die Menschen von allen ihren Zwängen lösen- Unterhaltskosten, Arbeitsstelle, Familienstand, Bekanntenkreis- und sie wie Metallpulver an einem Magneten sich selbst ausrichten lassen auf der kompletten Welt verteilt, würde Das eine Welt mit freiem Willen darstellen? Oder ist der freie Wille bloß eine Scheinkraft von dir-der Tendenz?
In unserem Leben zeigst du dich auf jede erdenkliche Weise: wir tendieren zu gewissen Speisen, einem Lifestyle, Kleidung und Freizeitaktivitäten. Davon geprägt haben wir tendenziell eine eigene Meinung zu Religion, Politik oder Philosophie. Wo auch immer in unserem Alltag ein Urteil gefordert wird machen wir Gebrauch von dir. Dank dir können wir schnell und ohne viel Konzentrationsaufwand Beurteilungen fällen, sogenannte Heuristiken. Besonders unter hohem Zeitdruck sind sie profitabel. Das Interessante dabei ist, je leichter wir zu einem Entschluss kommen, desto eher sind wir davon überzeugt. Wirft jemand bspw. eine Münze und davon dreimal hintereinander die Zahl, so scheint uns beim nächsten Wurf der geworfene Kopf wahrscheinlicher. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit nach wie vor 50%. Überzeugt von unserem Urteil tippen wir auf Kopf. Wie oft wir uns von dir täuschen lassen vergessen wir nur allzu schnell bei der nächsten Gelegenheit wo du dich wieder einmischt.
Wie ein roter Faden zeihst du dich durch unseren Cortex und formst ihn so, dass es auch dabei bleibt. Bei einigen ist es wie ein Virus und die Schäden hinterlässt du sichtbar im Leben: Burnout, Depression oder schlechte Gewohnheiten veranlassen uns zu unbewussten Emotionszuständen. Solange wir das noch erkennen, können wir etwas dagegen unternehmen. Hilflos ausgeliefert sind wir dir, wenn wir deine Auswirkungen nicht mehr wahrnehmen.
Aber wie konntest du dich so stark ausbilden und manifestieren?
Zu verdanken haben wir es unserer Aufmerksamkeitsverteilung und übergeordneter Wissensstruktur. Nur bestimmte Reize aus unserer Umwelt sind wirklich relevant für dich. Wir müssen nicht alles genau mit den Sinnen verarbeiten, damit du uns handeln lässt. Ist etwas besonders salient, betrifft es uns, entspricht es unserer Erwartung oder ist es vollkommen gegen unserer Erwartung, springt unser Aufmerksamkeitsscheinwerfer auf den Auslöser dieser Reize.Wer genau steuert unsere Aufmerksamkeit? Wir selbst oder du?
Das hängt von unserer Wissensstruktur ab. Mit unserem Vorwissen können wir Reize aus unserer Umwelt besser enkodieren, dann verläuft der Prozess Top-Down (also beginnend aus übergeordneten Wissensstrukturen). Es liegt an dir, die tendenziell wichtigen Informationen aus dem Gedächtnis hervorzurufen und mit den Informationen aus der Umwelt zu verknüpfen. Top-Down werden wenig Ressourcen verbraucht und wir finden uns schneller in unserer Umgebung zurecht. Wenn wir allerdings nicht viel mit den neuen Reizen anfangen können, dann müssen wir uns Bottom-Up von der untersten Struktur (also direkt von den Reizen) leiten lassen. Das erfordert mehr Zeit und Konzentration. Du hast dabei keine besondere Aufgabe und hältst dich im Hintergrund. Begegnen wir zum Beispiel einer Frau im weißen Kleid mit Reis in den Haaren auf offener Straße wissen wir, dass der Bräutigam nicht weit sein kann. Wir können die Merkmale einem bekannten Skript zuordnen. Sobald wir diese Begegnung zugeordnet haben veranlasst du uns auch schon zur Handlung: Ausschau halten, einen großen Bogen um die Feierlichkeit machen oder nahe heran treten und das Brautpaar begutachten. Wüssten wir nicht, dass nach einer Trauung Reis geworfen wird und die Braut ein weißes Kleid trägt, so würden wir verwundert an ihr vorbeigehen und es ignorieren. Du veranlasst uns zu keiner anknüpfenden Handlung.
Fazit: Du bist ein wichtiger Teil unserer Persönlichkeit. Noch bevor wir wirklich verstehen können, was um uns passiert, bereitest du uns darauf vor. Wenn wir keine Informationen zur Hand haben, bist du ein wichtiges Tool für uns. Du zeigst dich eben nicht nur durch unsere Schwächen, sondern auch durch unsere Stärken. Ob der freie Wille eine Scheinkraft von dir ist?- Nein ich denke du bist die Scheinkraft unseres freien Willens.
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